Trauer auf Java anno 1854
"Wo ist ihr Mann?" - "Ach, Herr," lautete die Antwort, "der Tiger hat ihn vor acht Tagen gefressen." Dies sagte sie mit einem lachenden Gesichte, als wenn es ein Spaß wäre, den sie erzählte. Man muss hieraus jedoch nicht schließen, dass die Javanen gefühllos sind; nein, keineswegs. Aber sie betragen sich in allen Wechselfällen des Lebens als geborene Philosophen und fassen sich schnell. Sobald die Leiche dessen, den man im Leben lieb hatte, begraben ist, wird nicht um ihn getrauert. Denn trauern hilft ja nichts und macht das Geschehene nicht ungeschehen! Wozu lange um einen Anderen trauern, wenn man alle Tage selber sterben kann?
Franz Wilhelm Junghuhn, "Erzählungen und Gespräche aus dem Innern von Java", Verlag von F. Gunst., 1866, S. 8f
http://books.google.com/books?id=M7U9AAAAIAAJ&pg=PP7&hl=de&source=gbs_selected_pages&cad=0_1
Franz Wilhelm Junghuhn, "Erzählungen und Gespräche aus dem Innern von Java", Verlag von F. Gunst., 1866, S. 8f
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schwarino - 11. Jan, 16:12